Geschichte der Bertradaburg
Auf einem Bergsporn über dem schon zu Römerzeiten existierenden Örtchen Mürlenbachan der Kyllerhebt sich die mittelalterliche Bertradaburg. Obwohl die Bertradaburgzu den aus architektonischer Sicht markantesten und bedeut-endstenBurgbauten der Eifel zählt, hat sie bis heute noch nicht die nötige Aufmerksamkeit erhalten, wie beispielsweise andere rheinländische Burgen.
Bei einem Rundgang widmet der Besucher seine Aufmerksamkeit zunächst dem sehr massiv wirkenden Doppelturmbau. „Begrüßt“ wird er von einem Schreckgestalt-Relief, dem so genannten „Gringbötschel“, das ursprünglich symbolisch die Feinde zu verschrecken hatte. Es handelt sich hierbei aber um eine Kopie des leider beschädigten Originals. Interessierte können das Original bei einem Ausflug in das Rheinische LandesmuseumTrierbesichtigen.
Der Doppelturmbau birgt aber weitere interessante Details: Die Schießscharten und die im Inneren befindlichen Schießkammern zählen u. a. zu den ersten des Rheinlandes. Im 13. und 14. Jh. waren Schießscharten auf Burgen die große Ausnahme. Weitere Aufmerksamkeit verdienen die Kleeblattfenster, auch Trierer Fenster genannt. Sie stammen aus der Mitte des 13. Jh. Die Innenräume des Doppelturmbaues bergen im ersten Obergeschoss zwei repräsentative Räume. Sie dienten vermutlich dem Abt der Abtei Prümals Wohnung. Im Südturm befindet sich auf gleicher Ebene eine Kapelle. Das dritte Obergeschoss enthält eine Bedienung für das rekonstruierte hölzerne Falltor. Nach der Besichtigung des Doppelturmbaues lohnt sich auf jeden Fall noch der Blick auf die Reste der Rondelle von 1598, die durch ihre Mauerstärke von 5 m und ihrer Wuchtigkeit den Besucher ins Staunen versetzen. Vom einstigen Wohnpalas sind nur noch die Kellerräume und Grundmauern erhalten.
Über die Erbauungszeit der zum Kastelltypus zählenden Burg weiß man leider nur sehr wenig, lediglich eine erste urkundliche Erwähnung von 1331 konnte sichergestellt werden. Einige bauliche Details weisen aber auf eine Entstehungszeit vor 1300 hin. Woher die Burgihren Namen hat, ist bis heute unklar. Es wird aber eine Sage erzählt, wonach Bertrada, die Urgroßmutter Kaiser Karls des Großen 721 das Kloster Prümgestiftet hat. Die Burg, die als Schutz der Ländereien der Benediktinerabtei fungierte, wurde nach ihr benannt. Ab dem 14. Jh. versuchte der Trierer Erzbischof die Ländereien der Abtei einzunehmen. Das führte zu heftigen Auseinandersetzungen in der ersten Hälfte des 16. Jh. in denen das Erzbistum die Oberhand behielt. Ab 1576 gehörte die Abtei mit ihren Ländereien zu Kurtrier. Da half auch der Ausbau der Burg zur Festung im Jahre 1519, der vom Abt Wilhelm, Graf von Manderscheid, durchgeführt worden ist, nicht mehr viel. 1598 wurde die Bertradaburg vom Trierer Erzbischof und Kurfürst Johann VII. von Schonenbergnoch einmal ausgebaut und verstärkt. Ab 1683 gilt die Burg bereits als verfallen. 1804 wurde die zum Nationaleigentum der Franzosen erklärte Burganlage an Privatleute verkauft.
Ein Brauereibesitzer baute 1875 den ehemaligen Wohnpalas zu einer Brauereistube aus, die bis 1938 in Benutzung war. Zahlreiche andere Gebäude der Burg wurden als Werk-und Wohnstätten benutzt und damit auch baulich verändert. Als 1870 eine Straße zur Burg gebautwurde, musste ein zum Rondell umgebauter Schalenturm aus dem 16. Jh. weichen. Der Einsturz des nördlichen Schalenturms 1939 trugebenfalls zum mittlerweile behobenen ruinösen Charakter der Burg bei. Anfang der 1990er Jahre wurde das Mauerwerk am nördlichenFlankenturm und am Zwischenbau auf die ursprüngliche mittelalterliche Höhe aufgestockt. Beide Türme erhielten Kegeldächer, die nicht unbedingt dem Originalzustand entsprechen müssen. Da es keinerlei Quellen über das Aussehen der Bertradaburgim 14. Jh. gibt, glich man die Dächer denen zeitgenössischer Burgen an.
Quellen: Losse, Michael. BertradaburgMürlenbach/Kyll. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Regensburg 2003 (Heft 18); Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2003 (Heft 7). S. 114 f.0