Geschichte von Schloss Bürresheim
Nordwestlich der Stadt Mayen erhebt sich auf einem Felsrücken Schloss Bürresheim.
Schloss Bürresheim zählt zu den seltenen Beispielen, die eine stufenweise Entwicklung von der mittelalterlichen Wehranlage zur barocken Wohnburg so deutlich aufzeigen können. Hinzu kommt, dass die nahezu unveränderte Inneneinrichtung des Schlosses den Besuchern den Lebensstil des rheinischen Adels vom 15. Jh. bis ins 20. Jh. aufzeigt.
Ein Besuch des Schlosses Bürresheim lohnt sich auch noch in anderer Hinsicht: Es handelt sich nämlich dabei um eine Schlossanlage, die von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont geblieben ist und somit als seltenes Exemplar einer mittelalterlichen Wohnburg im Originalzustand gilt, die bis 1921 bewohnt war.
Selten findet man heute noch ein uraltes Schloss, das seit hunderten von Jahren einsam in einer unzerstörten und unzersiedelten Landschaft steht, mit Bächen und waldigen Berghängen. Schloss Bürresheim wurde nie erobert oder verwüstet – im Gegensatz zu fast allen anderen Burgen im Rheinland. Generationen einer Adelsfamilie trugen eine reiche Einrichtung an Möbeln und Bildern zusammen.
So blieb bis heute ein einmaliges Zeugnis rheinischer Adels- und Wohnkultur erhalten. Das Schloss bildet eine malerische Baugruppe, die zwischen dem 12. und dem 17. Jahrhundert wuchs. Zur Gründungsanlage gehört noch der urtümliche Bergfried. Das Barockgärtchen auf der Südseite der Burg wurde schon auf Gemälden um 1700 abgebildet. Der Burghof bezaubert durch das reiche, bunte Fachwerk und unterschiedliche Dachformen mit Schieferdächern und Turmhelmen. Die Raumaufteilung des spätmittelalterlichen Palas zeigt noch, wie einfach man um 1490 wohnte. In jedem Stock liegt ein großer Saal mit Eichenholzpfeilern, Balkendecken und riesigen Kaminen. Erst in späteren Jahrhunderten teilte man gemütlichere Zimmer ab. Möbel vom 15. bis zum 19. Jahrhundert wurden bis heute liebevoll aufbewahrt. Zahllose Porträts zeigen Familienmitglieder und Fürsten vergangener Jahrhunderte. (Aus „Reisezeit - Zeitreise“. Verlag Schnell + Steiner. 2010)
Der Name Bürresheim stammt von der gleichnamigen Familie, die im 14. Jh. Besitzer des Vorgängers der heutigen Anlage war. Im gleichen Jahrhundert teilten sich nach dem Ausscheiden der Familie Bürresheim mehrere Adelsfamilien sowie die Kölner als auch die Trierer Erzbischöfe die Burg. 1473 erwarb Gerlach von Breitbach die Ostburg. Über ein Jahrhundert später wurde die Familie Breitbach, aus der im 18. Jh. ein Mainzer Kurfürst hervorging, Alleinbesitzer der gesamten Burganlage. Ihr verdankt sie ihr heutiges Aussehen.
Schloss Bürresheim besteht aus zwei ungleichen Hälften. Im Westen befindet sich die Kölner Burg, die im 14. Jh. erbaut worden ist. Im Osten steht der schlossartige Wohnbau, dessen Grundmauern zwar ebenfalls aus dem 14. Jh. stammen, aber dessen Ausbauten erst Ende des 15. Jh. und in der zweiten Hälfte des 17. Jh. vollzogen worden sind. Die Kölner Burg verdankt ihren Namen den Kölner Erzbischöfen, die spätestens 1189 Lehnsherren waren. Erst zu Beginn des 16. Jh. wurde sie an die Familie Breitbach übergeben. Die frühere Zugbrücke der Kölner Burg wurde 1738 durch eine feste Brücke ersetzt.
Zwischen der Kölner Burg und der Ostburg befindet sich der Hauptzugang zu den Wohnbauten. Man gelangt in einen Zwinger. Im daran anschließenden dreieckigen Burghof steht der Besucher vor dem Grabmal der Barbara von Nesselrode, das im 19. Jh. von Maria Laach nach Bürresheim gebracht worden ist. Man ist jetzt von zwei ungleichen, schräg aufeinander zulaufenden Bauflügeln umgeben, die durch einen kurzen Querbau miteinander verbunden sind.
Die Bauten um den Burghof herum stammen aus fünf verschiedenen Epochen. Der Bergfried aus dem 12. Jh. wurde im 15. Jh. um fünf Geschosse erhöht. Dem gegenüber steht das 1380 erbaute Vogthaus. Der aus einem Nord- und Ostflügel bestehende spätgotische Palas wurde etwa nach 1473 erbaut.
Im 17. Jh. wurde das Amtshaus zusammen mit dem Kanonenweg errichtet. Der Kanonenweg führt tunnelartig unter dem gesamten Südflügel der Burganlage durch und diente als Falle für Feinde. Die Lücke zwischen Palas und Bergfried wurde durch den Kapellenbau in den Jahren 1698 bis 1700 geschlossen.
Die Innenräume des Schlosses bieten dem Besucher nicht nur Beispiele adliger Wohnkultur über mehrere Jahrhunderte, sondern bergen auch zahlreiche interessante bauliche Details. So kann der Besucher eine Ledertapete von 1730 bewundern oder die spätmittelalterlichen Rundscheiben mit den Wappen von Johann von Breitbach und Loretta von Schönbeck im Marschallzimmer. Auch das Mobiliar des Schlosses hat einiges zu bieten: So findet der Besucher beispielsweise einen Schreibtisch aus dem Jahre 1720 vor, der zugleich zu den feinsten Möbelstücken im Schloss zählt.
Quelle: Werner von, Karl und Hans Caspary. Schloss Bürresheim. Hrsg. von. Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2003 (Heft 2). Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Landesamt für Denkmalpflege, Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz. Koblenz 2003 (Heft 7). S. 34 f.